In Berlin sind gleich sechs von insgesamt über 50 Zukunftsstadt-Projekten aktiv. Quer durch die Bezirke wird in Reallaboren auf vielfältige Weise erforscht, wie Berlin nachhaltig in die Zukunft reisen kann. So entstehen in Pankow neue Verkehrs- und Mobilitätskonzepte sowie Ideen für eine klimaangepasste Wasserbewirtschaftung. Charlottenburg-Wilmersdorf bringt die urbane Wärmewende mit einer nachhaltigen Wärmeversorgung voran und sorgt für innovative Logistiklösungen. In Reinickendorf wird das Zusammenleben in städtischen Quartieren neu gedacht.

Dr. Jens Libbe vom Deutschen Institut für Urbanistik und Projektleiter von SynVer*Z  hebt die Bedeutung der Zukunftsstadtforschung in und für Berlin hervor:

„In Berlin zeigt sich, wie vielfältig und praxisorientiert die Zukunftsstadtforschung ist. Zahlreiche Wissenschaftsinstitutionen, Bezirkspolitik und ‑verwaltung sowie Zivilgesellschaft und Wirtschaft arbeiten in den Projekten eng zusammen. Einige Projektergebnisse sind schon heute im städtischen Raum sichtbar.“

networks 4

netWORKS 4

„Wir haben in netWORKS 4 untersucht, wie die Zusammenarbeit zwischen Verantwortlichen für klimagerechte Lösungen durch einen zielgerichteten Wissenstransfer besser gelingen kann.“

(Dr. Martina Winker, Institut für sozial-ökologische Forschung)


Das Forschungsprojekt netWORKS 4 untersucht wie Klimaanpassung in Kommunen funktionieren kann. Im Fokus steht eine gezielte Vernetzung von grauer, technischer Wasserinfrastruktur mit blauen und grünen Infrastrukturen – das heißt mit Flüssen, Bächen oder Anlagen wie Springbrunnen oder Wasserspielplätzen und städtischem Grün wie zum Beispiel Bäume und Sträucher in Parks, Wiesen oder auch Grünstreifen. So können in längeren Hitze- und Trockenperioden Bäume und Grünflächen etwa mit gespeichertem Regenwasser oder Betriebswasser aus aufbereitetem Grauwasser bewässert werden, damit sie weiterhin ökologische und klimatische Funktionen entfalten. 

In Berlin wurde die Vernetzung der Infrastrukturen an konkreten Beispielen im Stadtumbaugebiet Greifswalder Straße erprobt. Hier entwickelte networks 4 gemeinsam mit dem Bezirksamt Pankow ein Konzept zur klimaangepassten Wasserbewirtschaftung für die Sanierung und Erweiterung einer Kindertagesstätte. Besonders bewährt haben sich dabei die netWORKS 4-Infokarten zu verschiedenen Infrastrukturbausteinen. Dank der Karten war es möglich, niedrigschwellig mit verschiedenen Akteuren und Nicht-Fachleuten partizipativ in die Planung von Gestaltungsoptionen blau-grün-grauer Infrastrukturen zu kommen.

„Die frühzeitige integrative Planung der blau-grün-grauen Infrastrukturen lohnt sich für Kommunen mehrfach, da sie Ressourcen schont und eine optimale, flächenschonende Anpassungsstrategie ermöglicht.“

(Jan Hendrik Trapp, Deutsches Institut für Urbanistik)

 
 
Kontakt:

Dr. Martina Winker - Institut für sozial-ökologische Forschung
Jan Hendrik Trapp - Deutsches Institut für Urbanistik
Zukunftsstadt-Projekt netWORKS 4

Produkte von netWORKS 4

urbane waermewende

Urbane Wärmewende

Angesichts des fortschreitenden Klimawandels stellt sich auch die Frage, wie eine ressourcenschonende Wärmewende mit erneuerbaren Energien gelingen kann. Das Projekt Urbane Wärmewende entwickelte ein Leitbild für die städtische Wärmeversorgung, das umwelt- und sozialverträglich gestaltet ist und technische Infrastrukturen intelligent vernetzt.

„Wir zeigen am Beispiel Berlin, wie der Anteil erneuerbarer Wärme durch das Zusammenspiel von Fernwärme-, Gas-, Strom- und Wasserinfrastruktur und die energetische Gebäudesanierung gesteigert werden kann“ (Projektkoordinatorin Elisa Dunkelberg, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung). 

 

So wurde ein Abwasserwärmeatlas durch die Berliner Wasserbetriebe entwickelt, für das Altbauviertel Klausenerplatz im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und zwei weitere Quartiere im Bezirk Neukölln wurden Quartierskonzepte zur dezentralen Wärmeversorgung entwickelt. Für Milieuschutzgebiete wurde durch das IÖW und die Rechtskanzlei bbh aufgezeigt, wie die sozialen Ziele des Milieuschutzes und die Ziele des Klimaschutzes über eine Anpassung der Genehmigungspraxis in den Berliner Bezirken adressiert werden können. Und in einer gemeinsamen Fallstudie mit der Fernheizwerk Neukölln AG untersuchte das Projektteam außerdem alternative Konzepte zur Fernwärmeerzeugung und Ansätze einer stärkeren Sektorkopplung.

"Das Projekt war für Charlottenburg-Wilmersdorf ein großer Gewinn. Wir haben als Bezirksverwaltung Instrumente an die Hand bekommen, die uns helfen, unseren Zielen bei der nachhaltigen Modernisierung der Wärmeversorgungsstrukturen in den Quartieren ein Stück näher zu kommen. Das betrifft die Erschließung von nachhaltigen Wärmequellen, aber auch die Orientierung des Verwaltungshandelns in Milieuschutzgebieten auf eine Praxis, die nicht v.a. verbietet, sondern anspruchsvolle energetische Sanierungen ermöglicht."
(Jörg Zander, Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf) 

 
Kontakt:

Elisa Dunkelberg - Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
Zukunftsstadt-Projekt Urbane Wärmewende

Produkte von UrbaneWärmewende

StraInQ

StraInQ

Das Leben in Berliner Kiezen wandelt sich. Unterschiedlicher Generationen, Lebensstile und kulturelle Hintergründe treffen aufeinander, neue Nachbarschaften entstehen. Wie sich das Zusammenleben in städtischen Quartieren organisieren und durch geeignete Strategien unterstützen lässt, untersucht das Forschungsprojekt StraInQ. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Großwohnsiedlung Märkisches Viertel in Reinickendorf. Der praxisorientierte Forschungsansatz des Reallabors ermöglicht es, konkrete Maßnahmen zur Integration benachteiligter Bevölkerungsgruppen exemplarisch im Märkischen Viertel zu entwickeln und zu erproben.

„Mit einer innovativen Online-Kartierung konnten wir die Bedeutung öffentlicher Räume für die Bewohner:innen des Märkischen Viertels identifizieren. Ergebnis sind u.a. Handlungsempfehlungen für eine kultursensible Transformation städtischer Quartiere. Wir vom Institut ISP konnten gemeinsam mit Bezirksverwaltung Reinickendorf, Gesobau und Aufwind e.V. positive integrative Wirkungen auf von Diskriminierung betroffene Rom:nja aufzeigen.“ (Prof. Dr. Heidi Sinning, Projektleitung, und Johannes Glöckner, wissenschaftlicher Mitarbeiter im StraInQ-Verbundforschungsprojekt, ISP – Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation der FH Erfurt).

 

Kontakt:
Prof. Dr. Heidi Sinning - ISP – Institut für Stadtforschung
Johannes Glöckner - Planung und Kommunikation der FH Erfurt
Zukunftsstadt-Projekt StraInQ

Produkte von StraInQ

MobilBericht

MobilBericht

Der Bezirk Pankow wächst und die Menschen leiden unter dem zunehmenden Verkehr. Lärm- und Luftbelastung überschreiten Grenzwerte, es mangelt an ruhigen Orten. Das Projekt MobilBericht entwickelt deshalb mit dem Planungsinstrument „Mobilitätsberichterstattung“ Strategien für eine nachhaltige Mobilität.

„Wir wollen mit unserem Bezirkspartner Pankow die Verkehrspolitik strategisch neu justieren und den Verkehr sozial gerecht sowie ökologisch verträglicher gestalten“

(Sven Hausigke, Projektkoordinator von der
Technischen Universität Berlin)
 

Im Rahmen des Forschungsprojekts schuf der Bezirk auch eine Stelle im Mobilitätsmanagement. Künftig soll die Person bezirkliche Mobilitätsprojekte anstoßen und begleiten sowie die ämterübergreifende Zusammenarbeit im Dienste einer nachhaltigen Mobilität fördern. 

 

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Kontakt:

Sven Hausigke - Technische Universität Berlin
Zukunftsstadt-Projekt MobilBericht

Produkte von MobilBericht

Stadtquartier 4.1

Stadtquartier 4.1

„Der Fokus im Projekt lag darauf, ein anbieteroffenes Warenübergabesystem in Verbindung mit einem Kiez-Concierge-System zu schaffen, um den Warenaustausch im Quartier zu vereinfachen und Lieferverkehre stadtverträglich abzuwickeln. Das Projekt gab trotz einiger Herausforderungen Aufschluss darüber, dass solche Systeme in Quartieren zukünftig nachgefragt werden und ein Teil der Logistik von morgen sein können.“

(Christian Kaden, Projektverantwortlicher, LNC GmbH)
 

Ziel des Projekts Stadtquartier 4.1 ist die nachhaltige Entlastung von Stadtquartieren durch Ansätze wie dem Einsatz von Lastenrädern für Logistikprozesse, der Entwicklung einer quartiersbezogenen Logistikinfrastrukturlösung sowie eines Sharing-Systems.
 
Das „flexible Quartiers-Hub“ (kurz: „Flex Q-Hub“) bildet dabei den zentralen Projektbaustein und dient als Logistikinfrastruktur für die quartiersbezogene Logistik, die zu einer umweltfreundlichen, resilienten und stadtverträglichen Abwicklung von Lieferverkehren im urbanen Raum führt. Das Einsatzgebiet ist die Mierendorff-INSEL im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. 

„Das Projektteam hat sich damit befasst, wie der Warenaustausch in Wohnquartieren organisiert werden kann, wenn nicht nur Versanddienstleister, sondern auch Anwohnende Gegenstände austauschen sollen. Für uns als produktionsnahes Institut war das Projekt eine willkommene Abwechslung, weil es verdeutlicht hat, wofür sich unsere Lösungen jenseits der Produktion einsetzen lassen.“

(Manuel Bösing, Projektverantwortlicher, Fraunhofer IPK)
 

Kontakt:

Manuel Bösing - Fraunhofer IPK
Zukunftsstadt-Projekt Stadtquartier 4.1 

Produkte von Stadtquartier 4.1

move urban

MoveUrban

Passgenaue Mobilitätskonzepte für neue Wohnquartiere zu entwickeln, ist eine komplexe Aufgabe. Das Forschungsprojekt Move Urban erarbeitet, systematisiert und vermittelt in diesem Themenfeld Wissen und Handlungsoptionen zur Entwicklung eines mobilitätsreichen Angebotes in neuen suburbanen Wohnquartieren. Dies erfolgt sowohl im Allgemeinen als auch anhand eines konkreten, sich aktuell in Bau befindlichen neuen Stadtquartiers – der WATERKANT Berlin im Berliner Bezirk Spandau. Entwickelt und umgesetzt wird das Quartier von den kommunalen Wohnungsbauunternehmen Gewobag und WBM.

In den vergangenen vier Jahren hat das Projektteam einen sehr breiten, interdisziplinären Blick auf die Planung und Umsetzung von flächeneffizienten, mobilitätsreichen Wohnquartieren geworfen und diese immer wieder anhand der WATERKANT Berlin diskutiert.