Das Leitbild der autogerechten Stadt hat lange Zeit die Verkehrsplanung dominiert und damit auch die räumliche und ästhetische Entwicklung von Städten und Gemeinden geprägt. Auch heute noch ist das Auto auf Straßen und Parkplätzen allgegenwärtig. Vor allem der ruhende Verkehr erfordert einen hohen Flächenbedarf und schränkt die Aufenthaltsqualität in Quartieren ein.

In Darmstadt hat sich das Zukunftsstadt-Projekt QuartierMobil 2 zum Ziel gesetzt, Handlungsoptionen aufzuzeigen, um eine Transformation urbaner Mobilität mit der Perspektive auf Nachhaltigkeit, Klimaschutz und dem Abbau sozial-ökologischer Ungleichheiten zu ermöglichen.

Auch Darmstadts Bewohner:innen sind ein wichtiger Bestandteil des Projekts. Ihre Bedürfnisse und Anregungen fließen in die Planung und Umsetzung der Maßnahmen ein. Im Rahmen von Workshops haben alle die Möglichkeit, aktiv an der Gestaltung einer nachhaltigen Mobilität in Darmstadt mitzuwirken.

„In Darmstadt haben Bewohnende ihre Anregungen mit dem Fokus ruhender Verkehr und Bereitstellung alternativer Mobilitätsangebote eingebracht. Diese dienen als Grundlage für die weitere Mobilitätsplanung und werden durch eine Steuerungsgruppe auf die Machbarkeit geprüft und hinsichtlich der Umsetzung priorisiert. Einige Anregungen sind direkt in die Konzeption weiterer Planungen eingeflossen, bspw. zum Umgang mit E-Tretrollern oder zu einem gesamtstädtischen Carsharing-System.“

(Anke Bachem, Leiterin des Mobilitätsamts der Wissenschaftsstadt Darmstadt)

QuartierMobil2

Auf der Grundlage der Erfahrungen im „Reallabor Lincoln-Siedlung“ entwickelt das Projekt in der aktuellen Förderphase gesamtstädtische Strategien für Darmstadt. Im Fokus steht dabei die Zukunft des städtischen Parkens sowie multimodale Verkehrsangebote wie Bike- oder Carsharing. Eine Erkenntnis des Projekts ist es, den Blickwinkel vor allem auf die Ebene des Quartiers und die lokale Bevölkerung zu richten.

„Aus unserer Forschung geht hervor, dass die Bevölkerung urbaner Quartiere bereit für eine sozial-ökologische Transformation des Mobilitätssystems ist, gerade auch bei so einem konfliktreichen Thema wie dem Parken. Allerdings ist wesentlich, dass es nicht nur um „den Verkehr“ geht, sondern auch Flächen zur Verbesserung von Lebens- und Aufenthaltsqualität zurückgewonnen werden.“

(Prof. Dr. Martin Lanzendorf, Goethe-Universität Frankfurt am Main)

An einer großen, vom Projekt durchgeführten Umfrage zum Thema Mobilität nahmen im März 2022 knapp 5.000 Darmstädter:innen und Frankfurter:innen in insgesamt acht Quartieren teil. Unter anderem wurden die Anwohner:innen gefragt, was sie von einer Umgestaltung der Parkplätze in ihrem Wohnumfeld hielten.

Für das von QuartierMobil entwickelte, innovative Mobilitätskonzept „Lincoln-Siedlung" wurde die Stadt Darmstadt beim Bundeswettbewerb Klimaaktive Kommune 2022 ausgezeichnet.

Kontakt

Prof. Dr. Martin Lanzendorf, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Humangeographie
Annabell Baumgartner, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Humangeographie
Hanna Wagener, Wissenschaftsstadt Darmstadt, Mobilitätsamt, Abteilung Mobilität, Sachgebiet Konzeptionelle Mobilitätsplanung

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